Latest news about Anna's debut at the Zürich opera tomorrow in the swiss magazine "Tagesanzeiger". Translation follows in the evening...
Die Diva kommt, Zürich bebt
Anna Netrebko, der grösste Opernstar der Gegenwart, tritt morgen erstmals im Zürcher Opernhaus auf. Die Aufregung ist gross – und doch versucht man zu tun, als handle es sich um eine ganz normale Vorstellung.
Ob «Nachfolgerin von Maria Callas» oder «grösster Opernstar seit Luciano Pavarotti», für Anna Netrebko gibt es viele Bezeichnungen. Wird irgendwo in der Opernszene ihr Name genannt, so geht ein leichtes Beben durch die Runde. Sei es, weil überall, wo Netrebko draufsteht, die Kassen klingeln; sei es, weil man den Rummel um die Person suspekt findet. Doch selbst bei jenen, für die ein Auftritt bei «Wetten, dass...?» und eine Dauerpräsenz in Klatschmagazinen unvereinbar mit Kunst sind, spürt man, dass sie insgeheim doch etwas stolz darauf sind, dass die Oper wieder einmal einen grossen Weltstar, eine echte Diva hervorgebracht hat.
Die Diva - eine magische Bezeichnung, die reichlich Nahrung für die Fantasie liefert. Und so fragt man sich: Was für Ansprüche stellt eine solche Frau, wenn sie an ein neues Haus kommt? Fordert sie ein eigenes Fitnessstudio wie Mick Jagger? Oder vielleicht eine Badewanne voller Rosenblüten? «Nichts davon», so die Antwort aus dem Opernhaus. «Netrebko wird nicht anders behandelt als sonst ein Star bei uns am Haus», sagt Pressesprecherin Nadia Stefanizzi. Von andern Opernhaus-Mitarbeitern ist nichts anderes zu erfahren. Nur so viel: Das ganze Haus fiebere den drei Auftritten der Sopranistin entgegen, es herrsche Hochspannung.
«Kennt Diven-Handbuch schlecht»
Dass Netrebko keine Sonderbehahndlung beansprucht, klingt glaubwürdig. «Für jemanden, der eine solche mediale Aufmerksamkeit erhält, kennt Netrebko das Diven-Handbuch wohltuend schlecht», schreibt die «New York Times». «Sie nimmt trotz ihrer kraftvollen Persönlichkeit nicht die ganze Luft eines Raumes für sich ein, sie spricht über sich selbst nicht in der dritten Person, redet sie über ihre Stimme, so tut sie dies nicht in übermässig ehrfurchtsvollem Ton. Tatsächlich ist sie für eine hübsche, weltberühmte Frau erstaunlich auf dem Boden geblieben.» Die meisten Leute, die sie schon einmal getroffen haben, sprechen von einer ganz normalen, äusserst freundlichen Frau, die aber auch sehr impulsiv reagieren und zuweilen auch fluchen kann.
Insbesondere im deutschsprachigen Feuilleton ist auch viel Kritik zu lesen, jedoch kaum zu ihrer Person, sondern bezüglich ihrer Vermarktung. So schrieb die FAZ kürzlich von einem «perfekten Opern-Disney-Land», das die Klassik-Marketingstrategen um sie konstruiert hätten. Die NZZ meinte nach dem Hallenstadion-Auftritt Netrebkos 2005: «Das Phänomen Netrebko /Villazón spricht von der Sucht nach Prominenz, steht aber vor allem für das Denken in Kategorien der Quantität: Je höher die Zahl, desto besser. Das wäre nicht weiter schlimm, beträfe es nicht das Dasein von Kunst ganz explizit.»
Seit Freitag in Zürich
Netrebko ist seit Freitag mit ihrem Mann und ihrem sieben Monate alten Kind in Zürich, am Samstag hatte sie ihre erste Probe mit dem Opernhaus-Orchester. Sie übernimmt in der «Traviata»-Inszenierung von Jürgen Flimm die Rolle der Violetta, wie üblich bei Wiederaufnahmen ist der Regisseur selber nicht anwesend, die Einstudierung erfolgt durch den Regieassistenen. Die «Traviata»-Aufführungen mit Netrebko in Zürich waren bereits ausverkauft, bevor der eigentliche Vorverkauf begonnen hatte. Hunderte von Kartenwünschen mussten abgelehnt werden - trotz den für das Opernhaus höchstmöglichen Eintrittspreisen von bis zu 380 Franken pro Platz. Die drei Auftritte sind über eine ganze Woche verteilt. Netrebko hätte also Zeit, an der Bahnhofstrasse ausgiebig ihre nachgesagte Shoppingleidenschaft auszuleben.
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