Anna Netrebko in ihrer schönsten Rolle
Sie ist die meistbejubelte Sopranistin der Welt. Doch am Freitag glänzte Anna Netrebko in ihrer privaten Paraderolle: als Frau und Mutter.Elegant ist sie schon. Doch kaum jemand würde dieser Frau, die da am Freitagnachmittag wie tausend andere durch die Zürcher City bummelt, Beachtung schenken. Wüsste die Welt nicht um diese magische Stimme!
Wer hier auf der Bahnhofstrasse flaniert, ist Anna Netrebko (37), Sopranistin aus Russland, die berühmteste Sängerin der Welt. Zwei Tage zuvor feierte das Pub-likum im Opernhaus ihren Auftritt als Violetta in «La Traviata». «Ein Phänomen», jubelten die Kritiker.
Von ihrem Apartment aus, unweit des Botanischen Gartens gelegen, erkundet sie nun die Stadt. Eine ganz normale Frau aus Fleisch und Blut, mit ein paar Babypfunden auf den Rippen. Als Erstes macht «die Netrebko» bei Chopard Halt; mit dem Juwelier verbindet sie ein Werbevertrag. «Hier habe ich immer die Qual der Wahl!»
Doch eigentlich hat sie zurzeit echte Sorgen: Ihr Mann Erwin Schrott (36) ist verschwunden, mitsamt dem vor sieben Monaten geborenen Tiago Aruã. Nervös blickt sie umher und gibt einen erleichterten Seufzer von sich, als Mann und Sohn endlich auf sie zustürmen – mit einem Strauss purpurfarbener Rosen. «For you, mi amor», charmiert der Gatte und küsst sie.
Der Bassbariton aus Uru- guay weiss auch jenseits der Bühne, wie man sich in Szene setzt. Tiago widmet sich unterdessen eifrig dem Blumenbast, der den Strauss schmückt. Zum Kauen, merkt der pummelige Kleine sofort, ist er ideal. «Er nuckelt an allem herum, was er in die Hände kriegt», erläutert der Papa. Tiago sei am Zahnen. Und mache sich auch sonst prächtig. «Er ist unglaublich pflegeleicht», so die Mutter. «Er schreit nur, wenn er Hunger hat.» Von Wien nach Zürich ist das Paar mit dem Auto gereist, der Kleine schlief friedlich auf dem Rücksitz. «Nicht einmal ein Kindermädchen haben wir dabei», sagt Netrebko.
Als sie sich aber für seinen Geschmack zu lange einem Fan widmet, gibt Tiago doch einen Klagelaut von sich. Sofort ist Mamma Anna zur Stelle, schnappt und wiegt ihn, «das Wunderbarste auf der Welt».
Bis heute Abend darf sie noch voll und ganz Mutter sein. Dann gibt sie im Opernhaus wieder die verführerische Kurtisane. Ihre Starrolle.
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