Dienstag, 5. Mai 2009

The silent tenor

Latest article about Rolando by Manuel Brug (Click here)

Kommentare: Rolando Villazóns Stimmpause
Der stille Tenor


Kein Ton. Der Tenor singt nicht. Im Falle Rolando Villazóns schweigt die Goldkehle. Bis Ende 2009, mindestens. Das ist schlimm. Weil Leute bereits Eintrittskarten gekauft, Reisen gebucht haben und jetzt enttäuscht sind. Weil es bei dem sympathischen, längst auch TV-berühmten Mexikaner, den besonders wir Deutsche ins Herz geschlossen haben, bereits das zweite Mal ist.

Das alles ist aber auch nicht schlimm. Denn es lehrt, dass der Mensch fehlbar ist. Besonders, wenn nicht sein Sein, aber sein Sinn an zwei kleinen Muskeln hängt. Rolando Villazón hat eine Zyste an den Stimmbändern - eine Verdickung, die sie nicht mehr so schwingen lässt, wie es soll, was insbesondere die Bildung freier Spitzentöne beeinträchtigt. Ein Eingriff ist nötig. Natalie Dessay, inzwischen weltweit als Koloratursopranistin gefeiert, hat sich gleich zweimal daran operieren lassen müssen, ebenso haben sich in letzter Zeit vielgefragte Sänger wie Diana Damrau, Annette Dasch oder Christoph Strehl unters Messer begeben.

Wohl auch, weil wir sie mit unserer Liebe und dem ständigen Verlangen nach ihrem Stimmgold wie -silber überfordern. Sängerkrisen, große und kleine, hat es immer wieder gegeben. Selbst heute als Mythen verklärte Künstler wie die wundervolle, fast alles könnende Mezzosopranistin Christa Ludwig oder der kernige Verdibariton Sherill Milnes mussten zum Teil mehrere Jahre pausieren, weil es einen gesundheitlichen Defekt gegeben oder durch falsche Technik und oder Überbeanspruchung, sich etwas zum Schlechten verändert hatte. Diese heiligen Monster der Gesangskunst freilich wurden noch nicht bis zur letzten japanischen Gastspielstation mit Mikrofonen und Fotohandys verfolgt, auf dass sich über vermeintliche, durch illegale Technik oft vergröberte Defizite eine weltweite Bloggemeinde im Internet darüber auslassen kann.

Der Filmstar, der Schriftsteller, der Popsänger, sie alle haben Ruhepausen. Nicht aber der nach eben diesen Regeln vermarktete und für seine Auftritte über den Globus gejagte Klassiktenor. Seine Kunst ist angreifbar. Und uns deshalb so kostbar.

Keine Kommentare: